Frauen

Skispringen der Frauen

Entwicklung bis heute

Will man mit der allerersten Pionierin des Skispringens die Chronik eröffnen, so trifft man ziemlich schnell auf die Gräfin Paula Lamberg. Sie landete 1911 in Kitzbühel ihren ersten Sprung von 22m, wo sie auch ihren Spitznamen “die fliegende Gräfin” erhielt, als sie im langen Kleid durch die Luft segelte.
Scheinbar gab es im Ursprungsland Norwegen auch im 19. Jh schon einige Ansätze des Sprunglaufs, wie das Springen zu früheren Zeiten noch betitelt wurde.

lamberg

(Quelle: http://www.kitzbuehel.com/de/legende/legenden_von_kitz/paula_lamberg )

Nachdem 1. Weltkrieg befand man sich bei Weiten um die 30 m.
In den folgenden Jahren gab es so gut wie nur einen Namen, der über die Damenschanzen herrschte: Johanne Kolstad aus Norwegen.
Ihren Rekord von 31m hatte sie zwischen 1931 und 1938 mehr als verdoppelt, am Ende standen ihr 72 m zu Buche.

JohanneKolstad1

Johanne Kolstad

skihopper-Anita-Wold_3-777x1024

Anita Wold, 1975

(Quellen: http://www.disenkolonial.no/?id=53http://byavisa.no/2013/11/27/svevde-lengst-i-verden/ )

In den 70er Jahren war neuer Wind, in der noch sehr unbekannten Sportart für Frauen zu spüren, als Anita Wold mit ihren 80 m den seit fast 40 Jahren bestehenden, inoffiziellen Weltrekord von Kolstad abzulösen vermag (1972).
Sie selbst konnte sich in den folgenden 4 Jahren noch um 17,5 Meter auf 97,5 m steigern.
Wold blieb also nur knapp unter der 100 m – Marke zurück.
Das sollte 1981 einer Finnin gelingen, Tiina Lethola machte einen ordentlichen Sprung und setzte erst nach 110 m zur Landung an. Damit ist sie die erste Frau, die einen Satz über 100 m gelandet hat.

Das gesundheitliche Risiko

Mal abgesehen von der außerordentlichen Aktivität der Skispringerinnen war man 1997 noch der Meinung, dass dieser Sport schlecht für die Gesundheit der Frauen sein würde: laut den – anzweifelbaren – Anatomiekenntnissen von Gian-Franco Kasper könnte “bei der Landung die Gebärmutter platzen”.
Von ähnlich authorisierten Sportfunktionären hörte man auch, dass die weibliche Wirbelsäule solcher Belastung und Wucht nicht gewachsen sei.

Über die Jahrtausendwende entsprang so hier und da mal ein organisierter Wettkampf der Frauen.
Richtiges Wettkampfgeschehen auf repräsentativem, internationalem Niveau ließ aber noch ein Weilchen auf sich warten.
Die zu dem Zeitpunkt ca. 300 Aktiven kamen zu 2/3 aus Norwegen, das Feld komplettierten die Nationen Österreich, Deutschland und Japan.

Im Jahre 2003 legte dann die erste Damen einen satten Sprung auf die 200m – Marke hin.
Die Österreicherin Daniela Iraschko schwebte mit gerademals 19 Jahren während eines Trainings im Rahmen des Herrenskiflugwettbewerbes – was ihr die Anerkennung des Rekords kostete – beachtlich lang durch die Luft.

(Quellen: http://www.skisprungschanzen.comhttp://www.ladiesskijumping.comhttp://library.la84.org/SportsLibrary/ISOR/isor2008zp.pdf)

Kürzliche Errungenschaften mit Ausblick auf Sotschi 2014

2009: erste WM in Liberec/Tschechien ermittelt Weltmeisterin Lindsey Van vor der Deutschen Ulrike Gässler

2011: Weltcup-Premiere der Frauen, sie dürfen bei den Männern in Lillehammer/Norwegen mitspringen

2013: erster Mixed-Wettbewerb ins Programm für Val di Fiemme/Italien aufgenommen, Bronze für Freitag/Freund/Vogt/Gräßler

2014: Skispringerinnen in Sotschi am Start

Im April des Jahres 2011 erhielt das Skispringen der Frauen endlich grünes Licht für Olympia.
Noch im Jahre zuvor scheiterten die Anträger am IOC: die Qualität und das Niveau der Springerinnen sei noch nicht ausreichend um die Sportart in das Olympische Programm aufzunehmen – Skicross hatte man die Zusage erteilt.
Anmerkung: 2007 waren 83 Frauen aus 14 Ländern im “Weltcup” des Skisprung unterwegs, im Skicross dagegen nur 30 aus 11 Ländern.
Als Erklärung sollte aus dem Munde Jacques Rogges ein “ Skicross möge in eurem Land nicht populär sein, in Europa hingegen schon” genügen.
Darüber hinaus hatte man im Bezug auf die Breite des Sports wie folgt argumentiert, es sei unfair aus 80 aktiven Skispringerinnen drei Medaillen auszuspringen, da hier die Chance auf eine Medaille unwahrscheinlich hoch ist. Wohingegen in jeden anderem Sport sogar bis zu Tausende um eine Medaille kämpfen, so Rogge.

In den Youth Olympic Games 2012 wurden dann die ersten Medaillen an Frauen im Skisprung vergeben, bezeichnend, wie gut das junge Feld der Gewinnerinnen von Innsbruck das gesamte Feld repräsentiert. Siegerin wird die damals 15-Jährige Sara Takanashi aus Japan (mitte), vor der Deutschen Katharina Althaus (links) und der Slowenin Ursa Bogataj (rechts).

Sara+Takanashi+Katharina+Althaus+Winter+Youth+PcpapPrfNqRl

(Quelle: http://www.olympic.org/videos/takanashi-flies-as-innsbruck-2012-takes-offhttp://www.olympic.org)

Momentan stehen 3 der deutschen Springerinnen in der Top-Ten-Liste: Carina Vogt mit 306 Weltcup-Punkten auf Rang 3, die gerade erst 15 Jahre alt gewordene Gianina Ernst mit 137 Punkten auf Rang 8 und nur einen Platz dahinter Katharina Althaus (130 Punkte).

carina-vogt100_v-ARDAustauschformat

Carina Vogt

Gianina-Ernst_5x4~1_Diashow

Gianina Ernst

skispringen164_v-ARDFotogalerie

Katharina Althaus

Die deutsche Nationalmannschaft darf in diesem Jahr das erste mal auch eine Frauenmannschaft an den Start in Sotschi schicken.
Im Gegensatz zu den Männern werden sie mit verlängertem Anlauf, aber jedoch nur von der Normalschanze (90m) an den Start gehen. Bei den größeren Schanzen gäbe es zu diesem Zeitpunkt noch zu wenige Damen, die angemessene Weiten springen würden, obwohl einige schon sehr gerne an den höheren Lüften schnuppern.
Das Quartett für Olympia setzt sich zusammen aus Ulrike Gräßler (1. Reihe links), die mit Abstand der alte Hase im Team ist.
Die drei weiteren Olympia-Tickets haben die Küken Carina Vogt, Svenja Würth (1. Reihe mitte) und Katharina Althaus gelöst. Würth’s Einsatz ist aktuell nur bedingt sicher, da sie sich im Dezember des letzten Jahres eine Halswirbelverletzung zugezogen hat.

Zum erweiterten Kader gehören Melanie Faißt, Anna Häfele, Juliane Seyfarth und Ramona Straub.

Ein wirklicher Durchbruch ihrer Sportart ist noch nicht gelungen, „so richtig fühlt man sich bisher noch nicht akzeptiert, aber unser Sport ist einfach noch zu unbekannt. Viele wissen ja gar nicht, dass die Frauen auch Skispringen betreiben“ so Anna Häfele, Nachwuchsspringerin des deutschen Teams.

(Quelle: http://www.deutscherskiverband.de/ )

Iraschko 200 m (Damenweltrekord) in 2003

(Quelle: http://www.youtube.com)

Hinterlasse einen Kommentar